Hubertus Reichert

“In der Absolutheit seines künstlerischen Anspruchs steht Hubertus Reichert in einer bedeutenden Tradition. Weitverzweigt sind die Wege zu seinen Urvätern, denen er Inspiration und Einsichten in die Funktionsweisen von Material und Technik, in das Zusammenspiel von Farbe, Fläche und Form verdankt. (…)

Vor allem anderen ist ein Bild von Hubertus Reichert eine plane, mit Farbe bearbeitete Fläche. Immer ausgehend von einer oder zwei reinen Farben, die nur durch unterschiedliche Dichte, durch Lösungsmittel und die Art des Farbauftrags und Lasuren in ihrer Wertigkeit unterschiedlich sind, nicht aber gemischt werden, entstehen auf den großen bis riesigen Formaten zunächst fast zarte Farbflächen mit unterschiedlichen Helligkeitswerten, in denen durch Lasurschichten viel Licht eingefangen ist und Farbräume entstehen. Immer weitere Übermalungen, die sich aus den mit Bedacht erzeugten Strukturen ergeben, führen zu einer hohen Dichte, und schließlich gießt der Maler größere Mengen Farbe auf bestimmte Zonen und lässt diese verlaufen. Dabei kontrolliert er genau das Verhältnis von Zufall und Notwendigkeit.

Das heißt, die herabfließende Farbe erzeugt Fließspuren, Streifen, die durch Drehen der Leinwand gelenkt oder weiter mit dem Pinsel verarbeitet werden können. An den Rändern der trocknenden Farbe lassen sich die Schichtungen manchmal ablesen, es gibt glänzende und matte Bereiche, manchmal flache Reliefstrukturen. Alles ist auf Wahrnehmung ausgerichtet, das Bild entsteht im Auge des Betrachters.”

Aus: Farben sehen, von Bettina Blumenberg / Katalog zur Ausstellung Am Center For Advanced Studies der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2014

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